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Am Montag äußerste sich Simon Rolfes zum Ablöse-Poker mit dem FC Bayern München um Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah, Bayers Position auf dem Transfermarkt sowie den potenziellen Tah-Ersatz Joel Matip.
Aus Leverkusens Trainingslager in Donaueschingen berichtet Stephan von Nocks
Simon Rolfes ist ein Manager, der weiß, wie er sich auf dem öffentlichen Parkett zu bewegen hat. Nicht wenige Menschen sagen, dass der 42-Jährige auch im diplomatischen Dienst hätte Karriere machen können.
Fakt ist: Bei Rolfes muss man genau hinhören, um nicht eine falsche Botschaft zu verstehen. Der kicker erklärt, was hinter seinen Aussagen zu Tah, Matip und dem Transfermarkt steckt.
Rolfes über…
… die Situation um Tah, nachdem sich Bayern Münchens Innenverteidiger Hiroki Ito einen Mittelfußbruch zugezogen hat: "Es hat sich seitdem niemand gemeldet. Es ist weiter der Stand, dass es kein Angebot von irgendeinem Verein gibt, das für uns akzeptabel ist und Jonas Wert entspricht. Weil er ein ganz wichtiger Spieler für uns ist. Von daher gibt es da nichts Neues."
Heißt: Bewegen sich die Bayern mit einem dritten Angebot nicht noch einmal deutlich, wird Bayer 04 Tah keine Freigabe für einen Wechsel erteilen.
… die Frage, ob Bayer eine Deadline für einen Tah-Transfer gesetzt hat: "Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber eins ist sicher, ich werde es nicht sagen."
Heißt: Rolfes möchte kein Öl ins Feuer gießen und mit der Nennung einer Deadline keinen öffentlichen Druck auf die Bayern ausüben.
Rolfes zeigt sich optimistisch
… über die Notwendigkeit, frühzeitig Klarheit bei Tah zu haben, weil sonst die wenigen möglichen Ersatzkandidaten vom Markt sind: "Es ist natürlich immer ein Vorteil, frühzeitig einen Kader stehen zu haben. Ich glaube aber, dass wir auch durch die Neuen schon noch viele Varianten haben, die wir innerhalb des Kaders haben. Das wird uns mit Sicherheit helfen für die Saison und deswegen bin ich ganz optimistisch, dass wir ganz gut unterwegs sind."
Heißt: Natürlich benötigt Bayer 04 schnell Klarheit, weil Bayer als Tah-Ersatz einen Spieler benötigen würde, der im Bereich des DFB ausgebildet wurde, weil sonst ein fest eingeplanter Profi nicht für die Champions League gemeldet werden kann.
Der Druck, jetzt einen Neuen zu verpflichten, ist gerade nicht so hoch.
Simon Rolfes
… mögliche Abgänge: "Nachdem wir jetzt die drei Spieler verpflichtet haben, ist die Wahrscheinlichkeit eher hoch, dass es als nächstes eher einen Abgang gibt, als einen Zugang. Das ist ja klar, wenn man hier die Mannschaft sieht: Mit dem Kader jetzt im Moment sind wir top aufgestellt. Deswegen: Der Druck, jetzt einen Neuen zu verpflichten, ist gerade nicht so hoch, aber es kann natürlich schon sein, dass vielleicht auch mal einer geht."
Heißt: Bleibt der Kader so bestehen, wie er aktuell aufgestellt ist, kommt kein Neuer mehr, aber Abgänge (Adam Hlozek, den Bayer verkaufen möchte, und Gustavo Puerta, der ein Leih-Kandidat ist) kann und soll es noch geben.
… die Notwendigkeit einer großen Transfereinnahme, um selbst noch einen großen Wechsel auf der Zugangsseite vollziehen zu können: „Natürlich müssen wir da auf eine Balance achten. Ich glaube, mit den drei Neuen haben wir die Mannschaft verstärkt, auch in allen Mannschaftsteilen Impulse gesetzt, aber natürlich müssen wir auch erst ein bisschen Einnahmen generieren, bevor sich auf der Zugangsseite wieder etwas tun sollte. Es muss auch erst die Sinnhaftigkeit gegeben sein, wieder was auf der Zugangsseite tun zu müssen, weil es ist ja, wie ich es schon mal gesagt habe: Wenn jetzt vor fünf Minuten das Transferfenster geschlossen wäre, dann wären wir ja auch mit der Mannschaft top aufgestellt.
Ohne zweistellige Transfereinnahme kein teurer Zugang
Heißt: Ohne eine zweistellige Transfereinnahme wird Bayer keinen Zugang für eine bedeutsame Ablöse verpflichten. Stehen doch aktuell den knapp 55 Millionen Euro gezahlten Ablösen für Aleix Garcia, Jeanuel Belocian und Martin Terrier nur Einnahmen in Höhe von etwa acht Millionen Euro für Patrick Pentz und Sardar Azmoun gegenüber.
…die Hoffnung, dass Tah auch in der neuen Saison für Bayer 04 spielt: "Da die Faktenlage so ist, wie sie ist, gehe ich jetzt davon aus, dass er auch bei uns ist. Es gab ja nie eine Problematik zwischen Jona und mir oder zwischen Jona und dem Verein, Verantwortlichen, Xabi und Mitspielern. Das ist ja überhaupt nicht der Fall. Die Jungs haben sich alle gefreut, dass Jona da ist. Eddie ganz besonders. Von daher ist alles gut."

Er könnte Tah ersetzen: Joel Matip. IMAGO/News Images
Heißt: Rolfes sagt, dass Tah "bei uns ist", er sagt nicht "bei uns bleibt". Und er unterstreicht, dass niemand im Klub ein Problem damit hätte, wenn Tah doch bliebe. Logisch: Ein zerschnittenes Tischtuch würde Bayers Verhandlungsposition schwächen.
… den potenziellen Tah-Nachfolger Joel Matip (32, zuletzt FC Liverpool): Es ist unsere Aufgabe mit der Scouting-Abteilung, immer nach ganz viele Optionen in allen Mannschaftsteilen zu gucken, weil man nie genau weiß, was sich dann bewegt. Wir haben ja immer ein Gefühl, wie sich Sachen entwickeln, aber es kann ja auch manchmal anders sein und deswegen sind wir natürlich immer auf dem Markt. Das ist unser Job, aktiv in der Weise, dass wir manchmal theoretische Sachen vorbereiten müssen. Aber das heißt ja nicht immer, dass es passiert.“
Heißt: Bayer ist auf Abgänge mit möglichen Alternativen in allen Bereichen vorbereitet. Matip ist ein Kandidat, der aber erst wirklich eine Option würde, falls Tah wechselt.