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Die EM-Teilnehmer steigen nun richtig ein: Kreativgeber Romano Schmid und Neuzugang Marco Grüll sollen die Bremer Offensive bereichern.

Reisten erst spät ins Trainingslager nach: Romano Schmid (l.) und Marco Grüll. IMAGO/Nordphoto
Senne Lynen war kurz irritiert. Ob er selbst damit gemeint war, dass er noch nicht ins Tor getroffen hatte, wenn der SV Werder Bremen im Trainingslager im 11-gegen-11 über den gesamten Platz übte. Nein, war er nicht. Die Frage zielte auf alle Profis - denn letztlich war in dieser Spielform ja kein einziger Bremer zu einem Erfolgserlebnis in Österreich gekommen. "Achso", staunte auch Lynen, dem diese Torarmut zumindest selbst nicht aufgefallen war. Was auch damit zusammenhängen dürfte, dass in den Übungen auf engerem Raum natürlich schon einige Treffer dabei waren ...
"Der Fokus lag viel auf der Defensivarbeit, von daher sind vielleicht etwas weniger Tore gefallen", sagte auch Leiter Profifußball Peter Niemeyer. Relativ offensichtlich war darüber hinaus trotzdem, dass offensiv oftmals gewisse Abläufe nicht ineinandergriffen, dass die Abstimmung nicht stimmte - und dass die Anzahl hochwertiger Torchancen gerade in den Testspielen gegen US Lecce (0:3) und Sheffield Wednesday (2:2) eher Mangelware war.
Die Werder-Angreifer: Weitgehend unauffällig
Und mal abgesehen von David Kownackis Auftritt in jener zweiten Partie konnte sonst eigentlich keiner der vorrangig für die Angriffsbemühungen verantwortlichen Werder-Spieler für Aufsehen sorgen: Keke Topp war trotz seines sehenswerten Treffers zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen die Engländer deutlich anzumerken, wie groß der Schritt von der 2. Liga in die Bundesliga ist. Mittelfeld-Kreativling Isak Hansen-Aaröen zeigt gute Ansätze, bekommt angesichts seiner Statur laut Trainer Ole Werner jedoch Probleme, "wenn der Körper dazukommt". Und das vermeintliche Startelf-Sturmduo Marvin Ducksch/Justin Njinmah blieb während der gesamten Zeit im Zillertal weitgehend unauffällig.
Dass das letztlich auch auf Romano Schmid und Marco Grüll zutraf, hatte indes terminliche Gründe: Die beiden österreichischen EM-Teilnehmer reisten aufgrund ihres verlängerten Urlaubs erst kurz vor Ende des Trainingslagers nach, absolvierten lediglich eine Einheit mit der Mannschaft und fehlten auch im zweiten Testspiel noch.
Werner: "Die beiden helfen uns"
Mit dem Trainingsstart der neuen Woche am Dienstag in Bremen startet die Vorbereitung auch für das Duo nun so richtig. Angesichts ihrer Fähigkeiten sind jedenfalls beide sofort als Impulsgeber gefragt - gerade für die noch schwächelnde Bremer Offensive. "Die beiden helfen uns sicherlich mit ihrer Qualität und ihrem Charakter", betonte Coach Werner.
Mit Schmid ist jetzt der stärkste Werder-Kreativspieler der abgelaufenen Rückrunde zurück - ein Eindruck, den er etwa auch auf der EM-Bühne beim 3:2-Sieg der Österreicher gegen die Niederlande bestätigen konnte. Und mit Grüll stößt einer der bislang wenigen Neuzugänge zum Team. Der aus Wien verpflichtete Angreifer kündigte bereits an, "meine Leistung, die ich bei Rapid gezeigt habe, auch hier abzurufen und einfach mein Spiel durchzuziehen". Dort beendete er die abgelaufene Saison mit 13 Treffern (sieben Elfmeter) und sieben Assists. Auch diese neue Einflussnahme dürfte den Bremern guttun.
Tim Lüddecke