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Sunday | May 11

Er gehört zur Eintracht und zu Hessen wie Apfelwein und die Skyline: Seit Jahrzehnten ist Comedian Henni Nachtsheim bekennender Eintracht-Fan, der diese Liebe zur SGE nicht nur in die Heimat, sondern auch nach ganz Deutschland trägt. Nun hat er ein neues Bühnenstück mit dem Titel “Adlerherzen”, mit dem er ab April 2025 in Dreieich auftreten wird. Passend zum heutigen Vorverkaufs-Start um 10:10 Uhr hat der 67-Jährige mit SGE4EVER.de über das Bühnenstück, seine Intentionen, den Inhalt und natürlich seine großen Liebe zur “Diva vom Main” gesprochen.

SGE4EVER.de: Hallo Henni und vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein kurzes Interview mit uns genommen hast. Ab morgen gibt es Karten für dein neues Bühnenstück “Adlerherzen”. Wie kam es zu dem Projekt?

Henni Nachtsheim: “Die Idee zu Adlerherzen hatte ich bereits 2019. Ich habe mir überlegt, warum es eigentlich kein Bühnenstück über die Eintracht gibt. Also ein gut gelauntes Bühnenstück mit Musik und allen möglichen Themen rund um die SGE. Zu dem Zeitpunkt war Fredi Bobic noch da, den ich auch noch von früher kenne. Ihn habe ich angerufen und er war von meinem Konzept total begeistert und hat das dann auch in den Vorstand rein getragen. Da saß ich dann mit beispielsweise Axel Hellman, Oliver Frankenbach und Philipp Reschke und habe meine Idee vorgestellt. Die Verträge von der Eintracht lagen dann auf dem Tisch und das Stück sollte tatsächlich über zwei Jahre verteilt 40 Mal in der Jahrhunderthalle gespielt werden – Eine richtig große Nummer!

Lass uns raten, dann kam Corona?

“Genau, es war alles fertig, das Buch war geschrieben, ich habe gerade nach Schauspielern gesucht und dann kam Corona und hat das alles komplett weggefegt. Ich dachte mir dann: “Okay, das wars.” Mir wurde auch gesagt, dass man nach Corona dafür erstmal keinen Platz haben wird und man sich neu aufstellen muss. Das habe ich auch verstanden und habe das Projekt mehr oder weniger abgehakt.”

Jetzt geht es aber doch bald los. Wie kam das zustande? 

“Nach Sevilla hat mich dann Axel Hellmann angerufen und meinte: “Pass auf, wir möchten das jetzt doch gerne haben.” Dann haben wir uns wieder zusammen gesetzt und es gab verschiedene Möglichkeiten. Die Jahrhunderthalle kam leider nicht mehr in Frage und dann haben wir uns gefragt, ob wir das in einem Zelt neben dem Stadion machen. Die Idee fanden eigentlich auch alle mega scharf, aber so ein Zelt, wenn es denn gut sein soll, kostet leider ein Vermögen und wir wussten nicht, ob das wirtschaftlich klappt. Philipp Reschke fragte dann, ob ich nicht Lust hätte eine von den Nummern mal bei der Jubiläumsfeier in der alten Oper zu machen. Das haben wir dann probiert und eine Szene mit einem kleineren Ensemble einstudiert. Und das hat wunderbar geklappt, vor allem dafür, dass das kein klassisches Eintracht-Publikum war.”

Das Bühnenstück findet in Dreieich statt – das ist etwas anderes als die Alte Oper.

“Genau, das kam so: Einen Tag vor dem Auftritt hatten wir das im Bürgerhaus Dreieich geprobt. Da habe ich nur aus Spaß gesagt: “Eigentlich müssten wir das hier machen. So wohl wie sich alle fühlen, müssten wir das hier fest etablieren. Einfach hier 20 Mal im Jahr spielen, vorher zwei Wochen mal proben und so weiter.” Das fanden dann alle auf einmal so cool, dass es genau dazu gekommen ist. Wir starten jetzt am 24. April 2025 im Bürgerhaus Dreieich und spielen dann über das Jahr verteilt 16 Mal und gehen auch nicht woanders hin. Das ist aber nicht schlimm, weil die Eintracht-Fans ja eh nicht nur aus Frankfurt kommen, sondern aus allen möglichen Regionen. Bei Badesalz spielen wir in Dreieich ja auch ganz viel unsere Programme und haben dort unsere Premieren. Von daher ist das eine gute Adresse.”

Auf was können sich die Leute freuen? Wie ist euer Bühnenstück aufgebaut? 

“Was das Stück angeht gibt es drei Säulen, die man beachten sollte. Eine Säule sind die jüngeren sportlichen Erfolge, weil die natürlich in unser aller Herzen und Köpfe ist. Wir wollen aber auch einen Blick auf die Historie werfen. Zwar nicht zu lang und nicht zu viel, weil ich glaube, dass es jüngere Menschen einfach nicht so interessiert. Der Hauptaspekt in dem Stück sind aber die Fans. Es geht darum, was wir als Fans so quatschen und denken, was uns beschäftigt, unsere Aberglauben, unser Zorn über Niederlagen und so weiter.”

Wie kann das zum Beispiel aussehen?

“In der ersten Szene lernen wir eine junge Frau kennen, die in einem Schnellimbiss vor dem Stadion arbeitet. Vor ihr steht so ein abergläubischer Kunde, der nie ins Stadion geht, weil er glaubt, wenn er rein geht, bringt er Unglück. Bei diesem Dialog erfahren wir, dass die junge Frau eine Minijobberin ist, weil sie ihrem Neffen zum zehnjährigen Geburtstag versprochen hat, ihm Dauerkarten für die Eintracht zu schenken. Blöderweise sind es aber Vierlinge, deshalb muss sie eine ganze Menge Jobs machen um das Geld für vier Dauerkarten aufbringen. Diese Jobs führen durch die einzelnen Szenen. Sie ist der rote Faden in der Geschichte und in jeder Szene geht es immer irgendwie um die Eintracht, aber immer in einem anderen Kontext. Zum Beispiel arbeitet sie noch in der Physiotherapie-Praxis. Da sehen wir, wie die Physios schlecht gelaunt rein kommen, weil die Eintracht am Abend vorher verloren hat und sie lassen an den Patienten aus. Beispielsweise klatschen sie dann auf die Rücken der Patienten. Daraus entsteht ein Beat und daraus entsteht ein Song und der heißt “Du machst mich fertig”. Ein Song über Niederlagen, wenn man richtig sauer auf die Eintracht ist.”

Gibt es noch weitere Sequenzen, die du verraten kannst?

“Gerne. Dann haben wir eine Szene, wo sie ein altes Ehepaar betreut. Da sagt der alte Mann dann: “Ach Schätzchen, mach mal das Radio an.” Und da fragt sie: “Welche Frequenz denn? “Und er: “Geh mal auf Frequenz 59.” Und dann hören wir die Originalreportage von 1959, wie die SGE deutscher Meister geworden ist. Da machen wir dann eine akustische Zeitreise zu den Highlights. Eine andere Szene spielt in einer Kneipe, in der sie auch bedient. Da sitzt ein Stammtisch und die streiten darüber, was das schönste Tor von Eintracht Frankfurt war. Beispielsweise: Damals als Bernd Nickel das Ding gegen den OFC eingeschweißt hat oder als Jay-Jay Okocha gegen den KSC die ganze Mannschaft inklusive Reserve und Busfahrer ausgedribbelt hat. Dann läuft ein wahnsinnig schöner Song mit wahnsinnig schönem Refrain. Den hat Ali Neander geschrieben, mit dem ich das alles mache. Währenddessen laufen dann auf einer Leinwand drei Minuten die schönsten Tore von Eintracht Frankfurt. Jede Szene hat ein neues Bühnenbild, wechselndes Ensemble und hat immer mit der Eintracht zu tun. Wir haben acht Schauspieler inklusive mir und eine vierköpfige Band. Wir haben mit der Andreana Clemenz eine Regisseurin, die eine unfassbare Vita hat, was Arbeiten mit großen Shows angeht. Sie hat beispielsweise mit Peter Maffay,  AC/DC oder Metallica gearbeitet. Dann haben wir auch ganz tolle Leute fürs Bühnenbild. Ihr merkt: Ich freue mich unfassbar auf die Arbeit!” 

Wenn viele Songs zu hören sind, ist es dann eine Art Musical? 

“Es ist kein Musical, sondern ein Bühnenstück mit Musik. Bei einem Musical ist die Musik total im Vordergrund und gibt es nur kurze Überleitungen bevor es wieder zur Musik geht. Das machen wir nicht. Wir lassen uns da schon Zeit. Es gibt eine Szene, da diskutieren zwei Typen über Aberglaube. Da muss man schonmal ein paar Minuten Platz haben um den ganzen Quatsch, den die da im Kopf haben, genüsslich auszubreiten. Das wäre natürlich schade, wenn wir da nur so kurze Texte hätten. Ich glaube auch, dass die Eintracht-Fans im Kontext nicht nur Lust auf die Musik haben, sondern auch das hessische Gequatsche und Gebabbel hören wollen. Ich bin ja immer wieder im Stadion und ich werde so oft angesprochen. Was mir da erzählt wird, da lachst du dich kaputt. Der Spirit von dem Stück sind wir, die Fans und das wird man  auch enorm wieder erkennen. Wir versuchen Eintracht Frankfurt in seiner ganzen Größe und Umfang ein ganzes Stück weit zu erzählen. Überwiegend humorvoll, aber nicht als Comedy-Stück. Natürlich gibt es auch lustige Szenen, bei denen ich hoffe, dass die Leute auch lachen. Aber es gibt auch emotionale oder nachdenkliche Szenen. So wie es halt ist beim Fußball.”

Wie können die Leute an Karten kommen, wenn sie euch besuchen und das Bühnenstück anschauen möchten? 

“Der Vorverkauf startet jetzt heute am 10.10. um 10:10 Uhr. Karten gibt es bei der Eintracht, wo es normal auch Tickets gibt, wenn man denn überhaupt welche bekommt. Aber auch auf Adlerherzen.de, da wird das Ensemble im Vorfeld auch noch vorgestellt. Da sind auch Grußworte von beispielsweise Sebastian Rode und Charly Körbel dabei. Wir gehen da jetzt mit viel Freude und Aufregung Richtung der Shows. So etwas hat bisher auch kein anderer Bundesligisten.”

Aktuell läuft es ja auch sportlich bei der Eintracht richtig gut. Da gibt es wahrscheinlich schlimmere Zeitpunkte um so ein Projekt zu starten.

“Das konnte ich natürlich vorher nicht wissen (lacht). Wie gesagt, ich habe das Stück 2019 geschrieben. Jetzt habe ich das natürlich nochmal überarbeitet. Tatsächlich ist die Stimmung jetzt gerade und in den letzten Jahren natürlich super. Jetzt mit dem Finale gegen die Glasgow Rangers und immer international dabei, jetzt gerade auch noch Dritter in der Tabelle. Aber bis zum April ist ja noch lange hin, wo wir dann stehen, muss man natürlich sehen. Ich habe aber ein gutes Gefühl und auch die Stimmung rund um den Verein und bei den Fans ist natürlich einfach gut. Das merken wir ja alle. Meine Freunde von außerhalb rufen an und sagen: “Ey, läuft ja super bei euch. Was ist denn da los?”

War das eine Voraussetzung für das Stück?

“Nein, Ich hätte das Stück auch gemacht, wenn wir in der zweiten Liga spielen würden. Meine Liebe für die Eintracht ist nicht abhängig von ihrem Erfolg. Ich gehe da seit 50 Jahren hin und hab alle Abstiege und Aufstiege mitgemacht. Traurige Niederlagen und glorreiche Siege, also wirklich alles. Wenn man so lange dabei ist wie ich, dann freut man sich, dass es so geil ist wie jetzt gerade. Aber man kennt ja auch die anderen Seiten und deswegen bin ich da auch vorsichtig. Ich freue mich, wenn es so bleibt, aber auch wenn es nicht so ist. Das Stück ist trotzdem eine Liebeserklärung an die Eintracht und die Fans.”

Was ist dein Tipp für das Ende der Saison?

“Ich glaube, dass die Eintracht Vierter oder Fünfter wird. Das traue ich ihnen absolut zu und bin da positiv. Ich habe ein gutes Gefühl und glaube die Mannschaft und der Trainer haben sich nochmal verbessert. Ich glaube, dass wir da oben im Konzert um die vordersten Plätze mit dabei sind. Ein bisschen Träumerei darf ja auch sein bei solchen Tipps.”