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Tuesday | July 22

Überraschend früh ist Nuri Sahin zum Cheftrainer von Borussia Dortmund aufgestiegen. Derzeit steckt der 35-Jährige mitten in seiner ersten Sommer-Vorbereitung. In einem Interview sprach der Ex-Profi nun über die Grundlagen seiner Arbeit - und wie er mit seinen Spielern plant.

Noch ist sein Kader nicht komplett: Cheftrainer Nuri Sahin auf der Asien-Reise des BVB.

Noch ist sein Kader nicht komplett: Cheftrainer Nuri Sahin auf der Asien-Reise des BVB. IMAGO/NurPhoto

Als Edin Terzic ein paar Tage nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid (0:2) seinen Rücktritt als Trainer von Borussia Dortmund verkündete, war das auch für Nuri Sahin eine Überraschung. Der frühere Mittelfeldstratege des BVB war im vergangenen Winter als Assistent zum Trainerteam gestoßen und hatte sich auf eine weitere Saison als Co von Terzic eingestellt.

"Ich hätte gedacht, dass Edin weitermacht", sagte Sahin in einem Sky-Interview während der Asientour der Borussia. Dass die Wahl auf ihn fiel, als es um die Nachfolge von Terzic ging - damit war durchaus zu rechnen. Der Zeitpunkt allerdings kam schneller als von allen Beteiligten gedacht.

Kapitän Can? "Es ist derzeit nichts anderes vorgesehen"

Nun steckt der erst 35-Jährige, der die nötige Trainerlizenz beim walisischen Verband erwirbt, mitten in seiner ersten Vorbereitung als Cheftrainer des BVB. Auf der Asientour muss er den Spagat zwischen sportlicher Arbeit und PR-Terminen vollziehen, noch dazu mit einer Mannschaft, die noch nicht komplett ist.

Noch fehlen die EM- und Copa-America-Teilnehmer. Noch sind auch die Neuzugänge Serhou Guirassy und Waldemar Anton nicht dabei. Von weiteren Neuen ganz zu schweigen. Sahins Wunsch ist es, im Trainingslager in Bad Ragaz (Schweiz), das am 1. August startet, den Kader komplett zu haben. Das allerdings liegt nicht in seiner Hand, sondern hängt von den Entwicklungen auf dem Transfermarkt ab.

Einen kleinen Einblick in seine Personalplanungen gab Sahin dennoch bereits jetzt - und äußerte sich unter anderem zur Kapitänsfrage. Beim Test gegen Pathum (0:4) hatte überraschend Julian Brandt die Binde getragen und nicht Vize-Kapitän Niklas Süle. "Das war kein Zeichen", sagte Sahin nun bei Sky. Es sei derzeit nichts anderes vorgesehen, als das Emre Can Kapitän bleibe. "Aber es bringt auch nichts, über die Kapitänsfrage zu sprechen, wenn zehn oder elf Spieler von mir im Urlaub sind."

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Klar sei: "Die Hierarchie wird mitgestaltet vom Trainer. Ich muss Sachen vorgeben, von den Spielern müssen sie ausgelebt werden. Da werde ich Entscheidungen treffen." Denkbar ist etwa, dass die Vize-Frage neu geregelt wird. Neben Süle war zuletzt auch Gregor Kobel einer der Vertreter von Can. Auch eine Umbesetzung des Mannschaftsrates ist eine Option.

"Fülle weiß, wie ich über ihn denke"

Viel spekuliert wird derzeit auch über die Zukunft von Niclas Füllkrug, nachdem in Guirassy ein neuer Stürmer verpflichtet wurde. Sahin, der mit dem früheren Bremer bei Werder einst zusammenspielte, hat sich in dieser Frage nun klar positioniert: "Fülle weiß, wie ich über ihn denke und welche Wertschätzung er von mir bekommt", sagte der BVB-Trainer. "Wir wollen die bestmögliche Mannschaft bekommen. Dabei spielen Füllkrug und Guirassy eine zentrale Rolle." Generell wünsche er sich Charaktere in der Mannschaft, "die ihren Mann stehen, die den Ball fordern, die auch in Drucksituationen fest dastehen". Charaktere wie Füllkrug, der dementsprechend gehalten werden soll.

Zudem erhofft sich Sahin eine Steigerung von einigen zuletzt enttäuschenden Profis: In Felix Nmecha und Ramy Bensebaini konnten zwei Neuzugänge aus der Vorsaison das Niveau des BVB bislang nicht anheben. Teils auch, weil sie lange verletzungsbedingt ausgefallen waren. Spieler wie dieses Duo aufs nächste Level zu hieven, sie konstant spielfit zu machen - das sei eine gemeinsame Aufgabe von den betreffenden Profis und dem Trainerteam, wie Sahin am Beispiel Nmecha erläuterte: "Er hat ein sehr, sehr gutes Paket. Unser Job ist es, das auf den Platz zu bekommen - gemeinsam mit Felix."

Die Spieler sollen dem Prozess vertrauen

Das langfristige Ziel von Sahin beim BVB ist klar: Er möchte Titel gewinnen. Der Weg dorthin allerdings müsse erst noch gegangen werden. "Wir haben der Mannschaft sieben Punkte vorgestellt. Ein Punkt ist, dem Prozess zu vertrauen. Denn es wird Höhen und Tiefen geben. Ich bin froh, wenn mir der gesamte Kader zur Verfügung steht. Dann wissen wir, wie wir aufbauen und wie wir verteidigen könnte", sagte Sahin.

Matthias Dersch