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Auf der Asien-Tour versucht der BVB, Marketing und Sport unter einen Hut zu bringen. Der Spagat ist schwierig, aber notwendig. Denn viel Zeit bleibt nicht, um nach den tiefgreifenden Veränderungen des Sommers schnell zu einer wettbewerbsfähigen Form zu finden. Der neue Sport-Geschäftsführer Lars Ricken betont: "Wir haben keine Zeit zu verlieren."

Beim BVB im Gespräch: Pascal Groß, Yan Couto und Rayan Cherki. imago images (3)
Fern der Heimat arbeitet Borussia Dortmund gerade mal wieder an den eigenen Dehnfähigkeiten: Auf der Asien-Tour muss der neue Trainer Nuri Sahin den Spagat schaffen zwischen der sportlichen Vorbereitungsarbeit und den PR-Aktivitäten des Klubs. Und das mit einem Kader, der noch lange nicht vollständig ist. Noch fehlen die EM-Teilnehmer wie Emre Can, Niclas Füllkrug, Nico Schlotterbeck und Donyell Malen. Noch fehlen die beiden bereits feststehenden Neuzugänge Waldemar Anton und Serhou Guirassy - der ohnehin am Knie verletzt ist. Noch fehlen weitere angestrebte Neuverpflichtungen, um den Kader nach den Abgängen von Mats Hummels, Marco Reus, Jadon Sancho und Ian Maatsen qualitativ zu verstärken.
Kein Kommentar zur Yan Couto
Als klares Ziel ausgemacht ist Mittelfeldstratege und Nationalspieler Pascal Groß, doch die Ablöseverhandlungen mit Brighton gestalten sich aktuell noch schwierig. Auch das Interesse an Rayan Cherki, dem Offensivtalent von Olympique Lyon ist verbrieft. Doch auch hier läuft der Ablösepoker. Zumal der BVB zunächst erhöhten Bedarf auf einer anderen Position hat: Auf den defensiven Außenbahnen stehen derzeit nur Julian Ryerson, Ramy Bensebaini und Talent Tom Rothe im Kader. Zu wenig. In der Breite und der Spitze. Dem BVB wird daher unter anderem ein Interesse am Brasilianer Yan Couto nachgesagt, der zuletzt von Manchester City an den FC Girona ausgeliehen war. Wie üblich wollte Lars Ricken, der neue Geschäftsführer Sport des BVB, den Namen nicht kommentieren. Aber: "Es ist offensichtlich, auf welcher Position wir ein Auge haben. Welcher Name es wird, werden wir mitteilen, wenn wir die finale Entscheidung getroffen haben", sagte Ricken in Osaka.
Erschwerend kommt für den BVB hinzu, dass sich auf der Abgabenseite bislang noch wenig tut - von den vier feststehenden Abgängen einmal abgesehen. Bei etlichen Profis - darunter Sebastien Haller und Salih Özcan - wäre der Klub gesprächsbereit, doch Angebote lassen bislang auf sich warten. Das bindet finanzielle Mittel, die an anderer Stelle gebraucht würden. Noch allerdings sind es rund sechs Wochen, bis das Transferfenster schließt. Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre, als sich interessante Optionen erst kurz vor Schluss auftaten, die Mittel dort häufig aber bereits aufgebracht waren, will der Klub zudem lernen. Ähnlich wie die aktuelle Asientour ist auch das ein Spagat, den der Klub bewerkstelligen muss.
"Wir müssen jeden Tag nutzen"
Dass er das aus der Herausforderer-Rolle tut, ist für den neuen Boss Ricken kein Problem, auch wenn er sich laut eigener Aussage als Favorit wohler fühle. Als Bundesliga-Fünfter der Vorsaison ist der BVB trotz des Einzugs ins Champions-League-Finales (0:2 gegen Real Madrid) zunächst in der Bringschuld. "Wir müssen kämpfen, Vertrauen zueinander haben und jeden Tag nutzen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren", sagt Ricken, der sich noch kein konkretes Saisonziel entlocken lässt, aber zumindest den Wunsch äußert, eine Spielzeit zu erleben, in der in der Rückserie nicht jedes Spiel ein Endspiel sei. Im Klartext: Der BVB soll bereits in der Hinrunde gut spielen und die gewünschten Ergebnisse erzielen, um nicht wieder in Nöte zu geraten.
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Ob das Vorhaben gelingt? Das ist aktuell nur schwer zu beantworten. Erste Antworten darauf dürfte es erst im Rahmen des richtigen Trainingslagers in Bad Ragaz (Schweiz) geben, wenn auch die EM-Teilnehmer in die Vorbereitung einsteigen. Idealerweise soll dann auch der eine oder andere weitere Neue dabei sein. Gesichert ist das allerdings nicht.
Matthias Dersch